Das Anbaugebiet Rheingau mit rund 3000 Hektar Rebfläche beginnt am Untermain, östlich von Wiesbaden, und erstreckt sich etwa 50 Kilometer entlang des rechten Rheinufers bis nach Lorch, nördlich von Rüdesheim. Der breite Fluss bewirkt einen relativ gleichmäßigen Temperaturverlauf, verstärkt wie ein Spiegel das Sonnenlicht und begünstigt im Herbst durch aufsteigenden Nebel die Edelfäule der Trauben. Kaiser Karl der Große ließ im 8. Jahrhundert in der Nähe von Schloss Johannisberg angeblich den ersten Weingarten im Rheingau anlegen. Die Geschichte vom Spätlesereiter besagt, dass hier 1775 die Tradition der Spätlese und edelsüßer Weine in Deutschland entstand, weil Mönche die Leseerlaubnis des Fürstbischofs von Fulda zwei Wochen verspätet erhielten und sie dann sorgfältig die mittlerweile edelfaulen Beeren zu einem vollmundigen, edelsüßen Wein verarbeiteten. Die katholischen Orden der Benediktiner und der Zisterzienser haben besonders im Rheingau sehr viel für den Weinbau geleistet und ihnen gehörten auch viele Weingärten. Vom Cabinet-Keller des berühmten Zisterzienser-Klosters Eberbach wurde der Begriff Kabinett als Güteklasse abgeleitet. Von diesem Kloster ging auch das Bestreben aus, die roten Rebsorten vor allem durch Riesling zu ersetzen. Riesling wurde 1435 in Rüsselsheim erstmals urkundlich erwähnt. Der englische Begriff Hock steht für deutsche Rheinweine und bezieht sich auf Hochheim im Rheingau, weil die englische Königin Victoria die Hochheimer Weine mochte. In Geisenheim wurde 1872 die Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau gegründet, die Bedeutendes für den deutschen Weinbau geleistet hat. Viele Rheingau-Lagen sind Südhänge, die vom Taunus gut windgeschützt sind. Es herrscht ein mildes Mikroklima. Das Anbaugebiet besteht aus dem Bereich Johannisberg mit 10 Großlagen und 120 Einzellagen. Lehm-, Löss-, Kies- und Tonböden im Tal sowie Quarz- und Schieferböden in den höheren Lagen bieten erstklassige Bedingungen für die Reben. Fast 80% der Rebflächen sind mit Riesling bestockt. Rassige, elegante Rieslinge sind das Aushängeschild des Rheingaus. Roter Phyllitschiefer in den Lagen von Assmannshausen bietet zudem ausgezeichnete Bedingungen für Spätburgunder-Rotweine.