Das Weingut Château Giscours liegt im Südwesten des kleinen Weinortes Labarde in der kommunalen Anbauzone Margaux (Haut‑Médoc, Bordeaux). Der Ursprung des Anwesens reicht bis in das Jahr 1330 zurück und die erste Erwähnung mit einem Bezug zum Weinbau stammt aus dem Jahr 1552. Angeblich mochte Sonnenkönig Ludwig XIV. den Wein von Château Giscours. Die Eigentümer-Familie Saint-Simon wurde zu Zeiten der französischen Revolution enteignet. 1847 wurde der Bankier Comte von Pescatore Besitzer des Anwesens und ließ das prächtige Schloss erbauen, in dem später auch die Gattin von Kaiser Napoleon III. zu Gast war. Bei der Bordeaux-Klassifizierung von 1855 wurde Château Giscours in die dritte Gruppe (Troisième Cru Classé) der Spitzenweingüter eingestuft. Das Weingut und seine wechselnden Eigentümer hatten in der Folgezeit schwer unter den aufkommenden Rebkrankheiten und ‑schädlingen sowie den Weltkriegen zu leiden. Die vermögende Familie Tari, die mit dem Weinbau in Algerien viel verdiente, wurde 1952 neuer Besitzer. Nicolas Tari investierte viel in die Rebflächen und ließ den Weinkeller und die Gebäude des Anwesens renovieren. Ein künstlicher See wurde angelegt, um das Mikroklima positiv zu beeinflussen. Insgesamt wurde das Qualitätsstreben deutlich gesteigert. Die Ausgaben für den großen Landbesitz (rund 400 Hektar) und die Rebanlagen waren allerdings sehr hoch. Zudem pflegten Nicolas und sein Sohn Pierre, der 1976 zur Jury der großen Weinprobe “Paris Wine Tasting” gehörte, einen kostspieligen Lebensstil, sodass Anfang der 1990er Jahre ein Verkauf des Weingutes erfolgen musste, von Gerichtsprozessen begleitet. Käufer war der Niederländer Eric Albada-Jelgersma, dem auch das benachbarte Château du Tertre gehört. 1998 warf ein ehemaliger Mitarbeiter dem damaligen Management vor, dass der 1995er La Sirène de Giscours (Zweitwein von Château Giscours) durch unerlaubte Praktiken verfälscht worden sein soll. Es entstand ein merklicher Imageschaden. Viele Mitarbeiter wurden daraufhin ausgetauscht. Alexander van Beek wurde die Leitung anvertraut und es wurden weitere Verbesserungen in Ausstattung und Technik gemacht. Die Rebfläche des Weingutes hat eine Größe von 165 Hektar und gehört zu den größten im Médoc. 102 Hektar liegen in der Appellation Margaux. Hier sind mittlerweile etwa 60% mit Cabernet Sauvignon bepflanzt, 32% mit Merlot, 5% mit Cabernet Franc und 3% mit Petit Verdot. Der Anteil von Cabernet Sauvignon wurde seit den 1990ern erhöht. Die besten Reben werden für den Grand Cru Classé verwendet, die jüngeren für den Zweitwein. Château Giscours enthält heutzutage etwa 75% Cabernet Sauvignon und 25% Merlot. Der qualitätsvolle, langlebige Rotwein wird 15 bis 18 Monate in Barriques (davon zwei Drittel jährlich neu) ausgebaut. Typisch ist eine gute Balance von Alkohol, Säure und Körper, reife Fruchtaromen und elegante Tannine.