Frecciarossa ist ein angesehenes Weingut in der Gemeinde Casteggio (Anbauzone Oltrepò Pavese, Provinz Pavia) im Südwesten der Lombardei. Das Anwesen entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das wunderschöne Gutshaus (später Villa Odero genannt) wurde dann 1860 auf der Hügelkuppe erbaut. Mario Odero kaufte das Landgut im Jahr 1919. Er stammt aus Genua, lebte und arbeitete als Kohlehändler aber später zumeist in England. Er wollte nach dem Ersten Weltkrieg mit seiner Familie auf dem Land leben und verliebte sich in das idyllische, fruchtbare Hügelland um Casteggio, zwischen der Poebenen im Norden und den Apenninen im Süden. Der Gutsname Frecciarossa (Roter Pfeil) war eigentlich ein Fehler bei der lokalen Registrierung, denn ursprünglich war es “fraccia rossa”, was sich auf die Beschaffenheit der Böden in den Weinbergen bezieht. Das rötliche, tonhaltige Gestein mit Eisenerz-Adern und großen Wasserspeichern neigt zu Erdrutschen (frana, “fraccia” im lokalen Dialekt). Mario investierte zunächst in eine Renovierung und Umgestaltung von Kellerei und Weingärten. Ab 1921 wurden die ersten Weine mit der Bezeichnung Frecciarossa erzeugt und vermarktet. Das Weingut gehörte damals zu den Vorreitern bei der Flaschenabfüllung. Mario arbeitete mittlerweile mit seinem Sohn Giorgio zusammen. Giorgio Odero (1901-1983) studierte Landwirtschaft, mit dem Fokus auf Weibau, in Mailand und sammelte nachfolgend in Burgund wichtige Erfahrungen über den Anbau von Pinot Noir. Zudem lernte er in der Champagne viel über Schaumweine. Giorgio brachte viele Innovationen und einen hohen Qualitätsanspruch zu Frecciarossa. Schon seit dieser Zeit gehört das Weingut zu den führenden Erzeugern in der Anbauzone Oltrepò Pavese. Die guten Beziehungen der Odero-Familie in den englischen Sprachraum waren sehr vorteilhaft für den internationalen Handel. Alfred Hitchcock würdigte bei einem Aufenthalt in Italien einen 1925er Weißwein von Frecciarossa in einer Grußbotschaft an Giorgio. Das Weingut belieferte in den 1930er Jahren den italienischen Königshof. Nach dem Ende der Prohibition in den USA gehörte Frecciarossa 1934 zu den ersten italienischen Weingütern mit einer Exportgenehmigung nach Übersee. Giorgio Odero, ein sehr belesener Weinfachmann mit viel Sinn für Kultur, prägte Frecciarossa für über 50 Jahre. Ende der 1970er Jahre begann seine Tochter Margherita mit der gleichen Hingabe für Frecciarossa zu arbeiten. Das Weingut wurde in den 1990er Jahren renoviert, technisch modernisiert und Parzellen neu bepflanzt. Das Team wurde zudem mit einem erfahrenen Önologen als Berater erweitert. Margherita und ihre Tochter Valeria entschieden 2014 komplett auf organisch-biologischen Weinbau umzustellen. Ein naturnaher Weinbau und eine landwirtschaftliche Vielfalt waren aber auch vorher schon eine Normalität auf dem 32 Hektar großen Landgut. Die bepflanzte Rebfläche umfasst 21 Hektar. Pinot Nero (Pinot Noir, Spätburgunder) ist die wichtigste Rebsorte von Frecciarossa und in der Anbauzone. Die Variante “Giorgio Odero, Pinot Nero” gehört zur Spitze des Sortiments. Der langlebige, trockene, fruchtige Rotwein ist sehr harmonisch und elegant. Ein weiterer hochwertiger, trockener Rotwein mit gutem Lagerpotential wird aus sehr alten Reben der einheimischen Sorten Croatina, Barbera und Uva Rara erzeugt. Frecciarossa produziert sehr guten Riesling. Für die qualitätsvollen Schaumweine werden die Rebsorten Pinot Nero, Riesling und Chardonnay verwendet. Auch hell gekelterter Pinot Nero hat eine lange Tradition auf dem Weingut. Die Weine von Frecciarossa wurden schon vielfach ausgezeichnet.