Bolgheri ist eine relativ junge, aber bereits hoch angesehene Anbauzone in der Küstenlandschaft Maremma in der Toskana. Sie ist benannt nach dem Ort Bolgheri (Gemeinde Castagneto Carducci, Provinz Livorno), der als Heimat des Weingutes Tenuta San Guido 1978 in der Weinwelt bekannt wurde, als deren Rotwein 1975er Sassicaia bei einer Blindverkostung (Hauptsorte Cabernet Sauvignon, Anbaugebiete weltweit) des Wein-Magazins Decanter triumphierte. Vorher wurde der Küstenstreifen der Toskana für den Weinbau wenig beachtet. Die hauptsächlich erzeugten Weißweine und Rosés wurden überregional kaum wahrgenommen. Seit Ende der 1970er Jahre wurde zunehmend erkannt, wie gut die Bolgheri-Lagen mit Sand, Kalk- und Lehmböden und das Klima nahe des Mittelmeers für die bekannten roten Rebsorten aus Frankreich geeignet sind und renommierte Produzenten haben in der Folgezeit viel Geld in Weingüter an der Toskana-Küste investiert. Besonders die Hänge mit Kiesbänken erinnern an die Weinberge in den Bordeaux-Bereichen Haut‑Médoc und Graves. Die Anbauzone Bolgheri ist heutzutage vor allem für feine, weiche, aber dennoch langlebige Rotweine mit kräftiger, rubinroter Farbe bekannt. Die Sortenanteile können sehr flexibel gewählt werden. Es gibt keine bestimmte Rebsorte, die enthalten sein muss. Für Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc sind beliebige Anteile (0 bis 100%) zugelassen. Für Syrah sind es maximal 50%. Gleiches gilt für die einheimische Sorte Sangiovese. Sonstige rote Rebsorten der Toskana dürfen insgesamt maximal zu 30% enthalten sein. Neben dem Bolgheri Rosso gibt es die gehobene Variante Bolgheri Superiore. Schon bevor für Bolgheri 1994 die Regelungen der Güteklasse DOC festgelegt wurden, haben innovative Weingüter ihre Premiumweine (Supertoskaner) mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch erzeugt.