Die weiße Rebsorte Müller-Thurgau wurde 1882 vom Schweizer Rebforscher Hermann Müller aus dem Kanton Thurgau an der Forschungsanstalt Geisenheim im Rheingau gezüchtet. Sie wurde ab 1945 nach Anbaufläche die erfolgreichste Weißwein-Neuzüchtung der Welt, da die Anforderungen an Boden und Klima geringer sind als bei den meisten klassischen Rebsorten. Die Sorte ist empfindlich gegen Trockenheit, kann ansonsten aber hohe Erträge erbringen und auch in ungünstigen Jahren ist eine gute Reife möglich. Diese Stärke wurde durch einen auf Masse angelegten Weinbau, auch in weniger geeigneten Randlagen, jedoch lange überbeansprucht, was das Ansehen der Sorte verringerte. Bei einem vernünftigen, ertragsreduzierten Anbau in für Müller-Thurgau geeigneten Lagen ließen sich aber schon immer wohlschmeckende Qualitätsweine mit milder Säure und blumigem Bouquet erzeugen. Das zarte Muskat-Aroma verblasst jedoch bereits nach wenigen Jahren.