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1992, Oestricher Doosberg, Riesling, Spätlese, trocken, Weingut Josef Spreitzer, Rheingau.
Auszeichnung: Goldene Preismünze Hessen.
Flaschenvolumen: 0.75 l
Füllstand:
ca. 2cm bis zur Kapsel (sehr gut)
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Alkoholgehalt: 11.5%vol
Flaschenpreis: 39,00 €
Oestricher Doosberg ist eine hoch geschätzte Einzellage in der Großlage Gottesthal im Rheingau. Die 100 Hektar große, homogene Rebfläche befindet sich im Osten der Oestricher Gemarkung. Der Boden wird geprägt von humusreichem, tiefgründigem, tonhaltigem Lösslehm, mit Quarzitadern und Kiesbändern, die für einen sehr guten Wasserhaushalt sorgen. Auch Dachse mochten diesen Hang und daraus wurde der Lagenname abgeleitet. Der leicht geneigte, sonnige Weinberg ist nach Süden und Südwesten ausgerichtet. Die Trauben können hier lange und intensiv reifen, denn trocknende Winde halten sie im Herbst gesund. Häufig werden aus den vollreifen Trauben körperreiche, kraftvolle Weine mit viel Lagerpotential erzeugt. Riesling ist die wichtigste Rebsorte. Oestricher Doosberg gehört zu den “Großen Lagen” in der Klassifikation des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter).
Riesling gehört zu den besten weißen Rebsorten der Welt. Ursprünglich entstand wohl am Rhein aus einer kleinbeerigen, frostbeständigen Wildrebe und einer Traminerart, die vermutlich die Römer mitbrachten, eine Rebsorte mit erhöhtem Qualitätsniveau. Riesling entwickelte sich dann aus einer natürlichen Kreuzung dieser Ausgangssorte mit der alten Rebsorte Heunisch, von der wahrscheinlich die Spätreife und das Säurepotential stammt. Riesling braucht sehr wohl Wärme und viel Licht, aber auch Kühle zwischendurch. Ohne eine Reifeverzögerung durch kältere Herbstnächte verlieren die Beeren schnell an Säure und entwickeln nicht die typischen Fruchtaromen. Ausgezeichnete Bedingungen für Riesling in nördlichen Weinbau-Ländern bieten unter anderem südlich ausgerichtete, steinige Steillagen mit einer guten Wärmespeicherung entlang der Flusstäler, zum Beispiel steile Schieferhänge an Mosel und Rhein. Riesling kann feinste, rassige Weine mit Fruchtaromen hervorbringen, die häufig mit Apfel, Aprikose und Pfirsich beschrieben werden. Eine Harmonie von Säure zum Gesamtextrakt bei nicht zu hohem Alkoholgehalt zeichnet sie aus. Rieslinge haben genügend Extrakt für eine lange Lagerung, gute Prädikatsweine schmecken oft noch nach Jahrzehnten. Bei alten Rieslingen entwickelt sich häufig ein Mandelton und durch den fortgeschrittenen Säureabbau schmecken sie milder. Die Farbe kann sich von blassgelb zu goldgelb wandeln und in hohem Alter noch ein wenig dunkler werden.
Das einzige Kriterium für eine deutsche Spätlese ist ihr natürlicher Zuckergehalt im Most. Der Termin der Weinlese hat keine weinrechtliche Bedeutung mehr, aber für eine Spätlese werden vollreife Trauben benötigt, die normalerweise aus einer späten Lese im Herbst stammen, wenn die klimatischen Bedingungen für die Erzeugung ausreichen. Mit dem Zuckergehalt steigt die Dichte des Traubenmostes und der erreichbare Alkoholgehalt, der bei einem ausgegorenen, trockenen Weinstil höher ist. Das Mostgewicht deutscher Spätlesen muss mindestens 85°Oechsle betragen. Für eine lange Zeit waren liebliche Spätlesen typisch. Seit den 1980er Jahren wurden die Weine auch zunehmend trocken oder halbtrocken ausgebaut, was dann entsprechend auf dem Etikett angegeben ist. Eine Spätlese hat üblicherweise nicht ganz das sehr gute Lagerpotential der Auslesen. Extraktreiche Spätlesen können aber bei angemessener Lagerung nach einigen Jahrzehnten durchaus noch angenehm schmecken, zum Beispiel gute Rieslinge.
Prädikatsweinstufen in Deutschland:
Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Eiswein, Trockenbeerenauslese.
(Güteklassen in aufsteigender Reihenfolge)
Das traditionsreiche, renommierte Weingut Josef Spreitzer liegt im Ortsteil Oestrich der Stadt Oestrich-Winkel im Rheingau. Der Weinbau in der Familie ist seit 1641 dokumentiert. 1743 wurde der imposante, immer noch genutzte Gewölbekeller gebaut. Heutzutage befindet sich darüber die Gutsverwaltung mit Vinothek und gegenüber eine unter Denkmalschutz stehende Jugendstilvilla, 100 Meter entfernt vom Rheinufer. Josef Spreitzer war Gutsverwalter bei Weingut Hess als er im Spitzenjahr 1920 eine unglaublich konzentrierte Trockenbeerenauslese aus einem Most mit bestätigten 303°Oechsle (Rekord-Mostgewicht bis 2003) erzeugte. 1929 konnte er mit der Hilfe seines Vaters Heinrich das Weingut Hess übernehmen. Zusammen mit Anteilen aus der eigenen Familie entstand so das Weingut Josef Spreitzer. In der heutigen Zeit wird es von Andreas und Bernd Spreitzer geführt. Die Rebfläche umfasst 24 Hektar in Spitzenlagen des Rheingaus. 95% sind mit Riesling bepflanzt, 5% mit Spätburgunder. Seit 1999 ist das Weingut Mitglied im VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter). An der Spitze der VDP-Güteklassen stehen die Großen Lagen, gefolgt von den Ersten Lagen. Die Familie Spreitzer besitzt Riesling-Parzellen in den Großen Lagen Oestricher Doosberg, Oestricher Lenchen, Oestricher Rosengarten, Hattenheimer Wisselbrunnen, Mittelheimer St. Nikolaus und Winkeler Jesuitengarten sowie in der Ersten Lage Oestricher Klosterberg. Die alte Spitzenlage Eiserberg, aus der die Trauben für den erwähnten 1920er Rekord-Wein stammten, gehört seit 1971 zum Lenchen. Das hochwertige Sortiment des Weingutes ergibt sich aus den ausgezeichneten Weingärten. Josef Spreitzer hatte eine tiefe Verbundenheit zu Großbritannien, da ihm 1916 ein englischer Soldat im Kampf um Verdun das Leben rettete. Der englischsprachige Raum wurde und blieb ein wichtiger Markt für das Weingut.
In Deutschland gibt es Auszeichnungen für sehr gelungene Weine von Landwirtschaftskammern der Bundesländer, Weinbau-Verbänden der Anbaugebiete und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Die entsprechenden Flaschenaufkleber geben nicht den Jahrgang der Weinlese an, sondern das Jahr der Weinprobe für die eingereichten Weine. Bronze, Silber und Gold (oder Großer Preis der DLG) haben die Bedeutungen von sehr gut, ausgezeichnet und perfekt. Besonders die geschmackliche Fülle und Substanz der silber und gold (groß) prämierten, extraktreichen Weine steht auch für gute Lagereigenschaften.